Offener Brief zur Berichterstattung - Die Mauer von Polling

Offener Brief zur Berichterstattung des OVB
Die Mauer von Polling – ein Symbol für Rechtsbruch und Verschleierung
Polling, den 23. August 2025
Sehr geehrter Herr Eschenfelder,
sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion des OVB,
Ihre jüngste Berichterstattung zur sogenannten „Mauer von Polling“ ist ein Lehrstück dafür, wie eine klare Rechtslage in eine angebliche Meinungsfrage verwandelt wird. Anstatt nüchtern darzustellen, dass es sich hier um einen Schwarzbau handelt, der gegen den Bebauungsplan verstößt und die Verkehrssicherheit gefährdet, inszenieren Sie ein Theaterstück voller Relativierungen und Andeutungen. Die entscheidenden Fakten werden nicht in den Vordergrund gestellt, sondern bewusst verwischt – und das zu Lasten der Öffentlichkeit, die Anspruch auf Wahrheit und Aufklärung hätte.
Es fällt auf, dass mit dieser Darstellung nicht aufgeklärt, sondern gezielt Zweifel gesät werden. Wer Ihre Artikel liest, könnte glauben, es gehe um unterschiedliche Wahrnehmungen oder Interpretationen, nicht um eindeutige Verstöße. Das wird als Journalismus verkauft, ist aber Verschleierung. Damit stellen Sie sich nicht auf die Seite der Bürgerinnen und Bürger, sondern auf die Seite derjenigen, die von Filz, Vertagung und Vernebelung profitieren.
Sie, Herr Eschenfelder, sind längst nicht mehr der unabhängige Chronist, als den Sie sich darstellen. Sie sind ein aktiver Teil dieses Systems. Ihre Texte geben nicht die Fakten wieder, sondern bauen eine Bühne, auf der Rechtsverstöße kleingeredet und Verantwortlichkeiten verschoben werden. Damit tragen Sie dazu bei, dass die öffentliche Wahrnehmung verzerrt wird – und leisten dem Vertrauensverlust in Politik und Verwaltung Vorschub.
Die Frage muss erlaubt sein: Warum agiert das OVB so? Wer hat ein Interesse daran, dass Bürgerinnen und Bürger im Unklaren bleiben? Dass man einen eindeutigen Rechtsbruch als bloße Diskussion inszeniert? Hier geht es nicht um Aufklärung, sondern um Nebel.
Die Mauer in Polling ist längst mehr als ein Bauproblem. Sie ist ein Symbol für das Zusammenspiel von Gemeinderat, Landratsamt und einer Presseberichterstattung, die nicht auf Klarheit und Transparenz abzielt, sondern auf das Gegenteil. Aufklärung ist offenbar nicht gewollt – und das muss gesagt werden.
Dieses Muster zeigt sich auch an anderer Stelle. So etwa in der jüngsten OVB-Darstellung unter der Überschrift „So kurios war die Vorgeschichte“. Dort wurde die illegale Nutzung einer gemeindlichen Ausgleichsfläche durch einen Gemeinderat – inklusive Holzlege und Spielhaus – zu einer „Kuriosität“ verklärt. Tatsächlich brauchte es über ein halbes Jahr und fünf Aufforderungen, bis der Gemeinderat seine Pflicht erfüllte und die widerrechtliche Bebauung entfernte. Das Amtsgericht entschied schließlich allein aus formalen Gründen, dass die Kosten der Baukontrolle nicht zu tragen seien. Doch anstatt den klaren Rechtsverstoß zu benennen, richtet sich die Schlagzeile gegen die Verwaltung, die korrekt gehandelt hat.
Genau hierin liegt das Pikante: Während offensichtliche Rechtsverstöße normalisiert und kleingeredet werden, erscheint rechtmäßiges Verwaltungshandeln als unnormal, unbequem oder gar moralisch verwerflich. Ob bei der Mauer von Polling oder bei der „kuriosen Vorgeschichte“ – das Muster ist immer gleich. Und dieses Muster ist brandgefährlich, weil es die Maßstäbe verschiebt: Rechtsbrüche werden verharmlost, Rechtsstaatlichkeit wird diskreditiert.
Wir halten fest: Illegale Nutzung, Schwarzbauten, Angriffe auf Verwaltungsmitarbeiter und verzerrte Presseberichte sind kein Beitrag zu seriöser Gemeindearbeit. Wer so handelt, betreibt keine Kommunalpolitik im Sinne der Bürgerinnen und Bürger, sondern gezielte Obstruktion gegen die eigene Kommune.
Lorenz Kronberger
1. Bürgermeister